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Comeback der Börsengänge

Der weltweite Markt für Börsengänge (engl. Initial Public Offering, IPO) tritt seit dem Rekordjahr 2021 auf der Stelle. Herrschte vor zwei Jahren noch Goldgräberstimmung, gehören das vergangene und das laufende Jahr zu den schwächsten in der letzten Dekade.

Aber der Reihe nach: Zwischen den Jahren 2000 – 2022 gab es am grössten Börsenplatz der Welt, der New York Stock Exchange, beinahe 6’000 IPOs. Die tiefste Anzahl an Börsengängen in einem einzigen Jahr wurden 2008 mit 62 verzeichnet (Abb. 1). Damals sahen sich die Aktienmärkte mit der Finanzkrise konfrontiert. Den Allzeitrekord mit 1’035 US-Börsengängen hält das Jahr 2021. Angesichts tiefer Zinsen waren Anleger verzweifelt auf der Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten. Damals stürmte eine Rekordzahl an Unternehmen wie z. B. Coinbase, Rivian, Roblox oder auch der Schweizer Turnschuh-Hersteller On an die Börse.
Seither  befindet sich der IPO-Markt in Katerstimmung.

Abb. 1: Jährliche Börsengänge an der New York Stock Exchange (Quelle: stockanalysis.com)

Gab es im vergangenen Jahr noch 181 US-Börsengänge, konnten seit Jahresbeginn nur deren 116 verzeichnet werden. Ähnlich zeigt sich die Situation im Privatmarkt, wo die Anzahl der Exits – also der geplante Ausstieg aus einer Investition – praktisch zum Erliegen gekommen ist.

Gründe für den Rückgang

Schuld ist das Umfeld. Geopolitische Spannungen und Lieferkettenengpässe liessen die Inflation auf ein Vierzigjahreshoch ansteigen. Dem entgegneten die Notenbanken mit dem schärfsten Zinserhöhungszyklus seit vierzig Jahren. Dadurch entzogen sie vielen aufgeblasenen Unternehmens-bewertungen die Luft, nachdem sie zuvor in der Nullzins-Ära noch zu den übertriebenen Bewertungen beigetragen hatten. Inflations- und Rezessionsängste haben zudem den Risikoappetit der Investoren gezügelt.

Im Privatmarkt-Universum haben die markant höheren Zinsen und restriktivere Kreditvergaben der Banken dazu geführt, dass die Finanzierung von Übernahmen markant teurer wurde. Entsprechend schwierig gestaltete sich der Verkauf von Beteiligungen.

Performance

Die 2020 – 2021 Welle von Börsengängen hatte im geschichtlichen Vergleich zudem eine miserable Performance an den Tag gelegt. Vergleicht man die Performance in den ersten zwölf Monaten nach dem IPO, so blieb der Median der US-Börsengänge um 48 Prozentpunkte hinter dem Russell 3000 (US Small-Mid Caps) zurück. Zum Vergleich: Der Median aller Börsengänge seit 1995 liegt bei minus 20%. Von den 2020 – 2021 Börsengängen haben nur 18% eine bessere Performance als der Russell 3000 an den Tag gelegt. Beim Median aller Börsengänge nach 1995 waren es deren 35%.

Steht ein IPO-Comeback bevor?

Die Lage am IPO-Markt beginnt sich jedoch aufzuhellen. Ein signifikanter Katalysator war der kürzlich erfolgte Mega-Börsengang des britischen Chipdesigners ARM Holdings. Obwohl nur 10% der Aktien an die Börse gebracht wurden, konnte der Eigentümer Softbank USD 5 Mrd. einnehmen. Mit Kandidaten wie Instacart, Klaviyo, Schott Pharma oder Birkenstock folgten bereits weitere Gesellschaften, die das IPO-Fenster nutzen wollten. In unserem Heimmarkt Schweiz konnte seit Jahresbeginn noch kein IPO verzeichnet werden. Mit dem am 04. Oktober 2023 geplanten Spin-off von Sandoz wird nun auch in der Schweiz die Türe für IPOs wieder geöffnet.

Die Exit-Diskussionen bei den Private-Equity-Gesellschaften haben sich in den vergangenen Monaten ebenfalls intensiviert. So sind beispielsweise bei der Partners Group in den nächsten 18 bis 24 Monaten etwa zwanzig Exits geplant. Dabei werden auch Börsengänge wieder in Betracht gezogen. So beispielsweise mit Techem, einem deutschen Energiedienstleister für die Immobilienwirtschaft und private Wohnungseigentümer. Dieses Jahr ist kaum mehr mit einer Flut von Börsengängen zu rechnen. Das Marktumfeld bleibt fragil, obwohl die Inflation gebändigt scheint und der Zinserhöhungszyklus den Höhepunkt erreicht haben dürfte. In den kommenden zwei Jahren darf aber mit einer Zunahme der IPO-Aktivität gerechnet werden.

Autor: Michel Mammarella

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